In der MS-Diagnose spielt die laborchemische Untersuchung von Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) auch heute noch eine zentrale Rolle. Liquor bezeichnet man umgangssprachlich auch als Nerven- oder Hirnwasser. Die Liquoruntersuchung bei einer MS dient der Abgrenzung gegenüber erregerbedingten Erkrankungen (z. B. Borreliose). Zudem liefert sie wichtige Hinweise auf einen entzündlichen Prozess im Zentralnervensystem (ZNS).1
Entzündungsprozesse bei Multiple Sklerose sind im Liquor häufig nachweisbar
Liquor ist eine wasserklare Körperflüssigkeit. Er umspült die Nervenzellen innerhalb des ZNS und hat die Aufgabe, das Gehirn und Rückenmark vor äußeren Einwirkungen zu schützen.
Entzündungsprozesse im Gehirn und Rückenmark zeigen sich bei MS häufig im Liquor. So finden sich im Nervenwasser von MS-Erkrankten z. B. bestimmte Immunzellen, Myelinbruchstücke und Antikörper. Diese Veränderungen des Nervenwassers lassen sich besonders gut während eines Schubes oder einer Krankheitsverschlechterung nachweisen. Nach einem Schub bilden sie sich meist innerhalb einiger Wochen wieder zurück. Erschwerend für die Diagnosefindung ist allerdings, dass es auch viele andere entzündliche und nicht entzündliche ZNS-Erkrankungen mit ähnlichem Ergebnis gibt.
Für eine MS-Diagnose ist der Nachweis sogenannter „oligoklonaler Banden" (Gruppe von Antikörpern) im Liquor von besonderer Aussagekraft. Werden beim Liquorbefund einer MS-Untersuchung oligoklonale Banden festgestellt, beweist das zwar nicht alleine eine MS, es stützt jedoch die MS-Diagnose.
So läuft die Lumbalpunktion ab
Abbildung: Lumbalpunktion
Bei Verdacht auf MS wird bei einer Rückenmarksuntersuchung Liquor in Höhe der Lendenwirbelsäule aus dem Wirbelkanal entnommen (Lumbalpunktion).
Eine Lumbalpunktion ist am einfachsten durchzuführen, wenn Sie während der Entnahme sitzen, sich leicht nach vorne beugen und möglichst entspannt sind. Ihr Arzt führt dann eine Hohlnadel auf Höhe der Lendenwirbelsäule zwischen zwei Wirbelkörpern bis in den Wirbelkanal ein und zieht etwas Flüssigkeit ab.
Gut zu wissen: Bei sachgemäßer Durchführung ist die Liquoruntersuchung in der Regel schmerzlos.
Liefert die erste Liquordiagnostik der MS-Untersuchung bei Ihnen unauffällige Resultate, empfiehlt sich eine erneute Kontrolle nach etwa einem Jahr.1
Nebenwirkungen einer Liquoruntersuchung bei MS
Nach einer Lumbalpunktion können Übelkeit und Kopfschmerzen auftreten. Die Beschwerden sind aber nur selten stark ausgeprägt und bilden sich in der Regel von selbst innerhalb weniger Tage – manchmal allerdings auch erst nach wenigen Wochen – zurück. Manchmal können unerwünschte Nebenwirkungen jedoch auch einen stationären Aufenthalt erforderlich machen.
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Anamnese und körperliche Untersuchung
Die Krankengeschichte spielt für die Diagnose von MS eine wichtige Rolle. Mehr über die Anamnese und die körperlichen Untersuchungen steht hier.
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Quelle(n):
1 DGN-Leitlinien: Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose, Stand: Januar 2012, Ergänzung April 2014.
2 DGN Patientenaufklärung (zuletzt besucht am 13.8.2018).