MS ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS). Die Medizin kennt zwar immer noch nicht die genauen Ursachen der Erkrankung, hat aber einige Erklärungen zu vermutlichen Auslösern. Doch was ist MS genau und warum wird sie auch als Erkrankung mit 1000 Gesichtern bezeichnet?
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MS – wenn das zentrale Nervensystem geschädigt wird
Das ZNS besteht aus unzähligen Nervenstrukturen im Gehirn und Rückenmark. Es steuert so verschiedene Körperfunktionen wie die Wahrnehmung über unsere Sinnesorgane, Funktionen des Verdauungs- und Bewegungsapparates und die Fortpflanzung. Zudem ermöglicht uns das Gehirn, dass wir empfinden, denken und lernen können. Damit hilft es bei unseren Entscheidungen und Handlungen.
MS greift das ZNS an und schädigt es – schleichend und lange Zeit auch im Verborgenen. Die Folge: die Kommunikation zwischen dem Gehirn und den Organen wird zunehmend gestört.
Und was hat das mit tausend Gesichtern zu tun? MS kann alle Teile des ZNS betreffen. Was bedeutet, dass die Symptome der MS so vielschichtig sein können, dass zwei Patienten mit der gleichen Erkrankung unter gänzlich anderen Symptomen leiden.
Mehr über mögliche MS-Symptome erfahren Sie hier.
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MS betrifft viele Menschen
Wie bei vielen anderen Erkrankungen auch, ist es schwierig, die genaue Anzahl der Menschen mit MS, die in Deutschland leben, herauszufinden. Daher kann auch hier nur von ungefähren Zahlen gesprochen werden.
So ergab beispielsweise eine Studie unter den gesetzlich Krankenversicherten, dass im Jahr 2015 in Deutschland etwa 220.000 Menschen mit MS leben. Bekannt ist auch, dass Frauen etwa zwei- bis dreimal häufiger an MS erkranken als Männer. Betrachtet man die verschiedenen Verlaufsformen der MS, dann ergibt sich folgendes Bild1:
85 – 90 % der neu diagnostizierten MS-Patienten haben eine schubförmige Verlaufsform. Der Fachausdruck hierfür ist „rezidivierend-remittierende MS“, abgekürzt RRMS. Sie ist die häufigste Form der MS, die in deutlich abgrenzbaren Schüben verläuft. Die Symptome bilden sich anfangs vollständig zurück. Im späteren Verlauf können aber auch dauerhaft bleibende Schäden auftreten. Zwischen den Schüben gibt es zeitweise stabile, symptomfreie Phasen. Hier zeigen sich die ersten Symptome meist zwischen dem 20. und 35. Lebensjahr.1
Bei etwa 60 – 80 % der RRMS-Patienten entwickelt sich im Laufe von 10 – 20 Jahren eine sekundär-progrediente Form der MS (SPMS).1 Die sekundär progrediente MS ist eine fortschreitende Form der MS, die aus einer anderen Form hervorgeht. Das klinische Bild ist gekennzeichnet durch eine fortschreitende, irreversible Behinderung. Diese erfolgt unabhängig von Schubereignissen. Bei der SPMS kann es jedoch weiterhin zu aufgesetzten Schüben kommen.
Ungefähr 10 – 15 % der Patienten werden mit der sogenannten primär-progredienten Form (PPMS) diagnostiziert. Bei dieser Verlaufsform der MS kommt es von Beginn an zu einer kontinuierlichen Verschlechterung, ohne dass Schübe im eigentlichen Sinn auftreten. Diese betrifft Männer und Frauen gleich häufig – hier liegt das Erkrankungsalter zwischen 40 und 50 Jahren. 2
Was ist Multiple Sklerose: Die Ursachen sind noch nicht genau geklärt
Weshalb Sie überhaupt an MS erkrankt sind, weiß zugegebenermaßen bislang noch niemand so genau. Vieles deutet darauf hin, dass genetische Faktoren sowie verschiedene Umwelteinflüsse bei der Entstehung eine Rolle spielen. Zwar ist MS selbst nicht erblich, es gibt aber vermutlich eine gewisse Veranlagung dafür. Es müssen jedoch noch weitere Faktoren hinzukommen, damit eine MS ausgelöst wird. Als Auslöser werden verschiedene Krankheitserreger diskutiert, insbesondere Viren und Bakterien (z. B. das Epstein-Barr-Virus aus der Gruppe der Herpesviren).
Was man aber weiß: Tendenziell erkranken in den sonnigen, äquatornahen Regionen weniger Menschen an MS. Und: Sonnenlicht ist nötig, damit der menschliche Körper Vitamin D herstellen kann. Vielleicht, so vermuten jetzt Experten, spielt ja dieses Vitamin bei der Entstehung von MS eine bislang unbekannte Rolle. Interessant? Dann finden Sie mehr über die Rolle von Vitamin D bei MS hier.
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Quelle(n):
1 Meuth S, Bopp T. Grundlagen der Multiplen Sklerose und Einsicht in den Ablauf zweier Entzündungsprozesse. CME-Fortbildung, www.cme-point.de, 2019.
2 DGN-Leitlinien: Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose, Stand: Januar 2012, Ergänzung April 2014.