Wenn Sie z. B. bei der Mahlzeit Mühe haben, das Besteck zu greifen, es für Sie schwierig geworden ist, Knöpfe ins Knopfloch zu stecken oder Ihr Gang wacklig wird, leiden Sie an Koordinations- und Bewegungsstörungen. Dann können Ihnen Physio- und Ergotherapien helfen oder Sie greifen auf spezielle Hilfsmittel zurück.
Ataxie bei MS
Die durch MS bedingte Ataxie wird auch als ataktische Bewegungsstörung bezeichnet. Sie betrifft vor allem das Zusammenspiel der Muskeln von Armen und Beinen. Dadurch wird zum einen die Feinmotorik, d. h. die zielgerichteten Bewegungen der Hände und Finger, eingeschränkt. Zum anderen kann sich die Ataxie auf die Beine und damit das Gehen und Gleichgewicht halten auswirken. Bei einer ausgeprägten Ataxie wird die Selbstständigkeit stark eingeschränkt. Einfache Tätigkeiten im Haushalt, das An- und Auskleiden oder die Zubereitung von Mahlzeiten werden zunehmend schwieriger. Der Gang wird unsicher, das Risiko zu stolpern oder zu stürzen nimmt zu. Etwa jeder zweite Mensch mit MS ist von einer Ataxie betroffen.
Tremor bei MS
Eine weitere Form der ataktischen Bewegungsstörung bei einer MS ist der Tremor. Tremor ist der medizinische Begriff für ein mehr oder weniger starkes Zittern, das meist die Hände betrifft. Es tritt besonders dann auf, wenn man gezielte Bewegungen ausführen möchte, z. B., um aus einem Glas zu trinken.
Der Schweregrad ist oftmals von der individuellen Tagesform oder Belastbarkeit sowie von der psychischen Verfassung abhängig.
Was Sie gegen Bewegungs- und Koordinationsstörungen bei MS tun können 2-4
Eine Ataxie wird im Allgemeinen durch regelmäßige Physio- oder Ergotherapie behandelt. Hierbei werden die betroffenen Muskeln sowie die eingeschränkten Bewegungsabläufe trainiert. Auch das Einüben von Entspannungstechniken (z. B. Autogenes Training oder Progressive Muskelrelaxation) oder einige Sportarten können helfen, die Bewegungsstörungen und Koordinationsprobleme zu mildern.
Tipps im Umgang mit Koordinationsproblemen und Bewegungsstörungen:
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Nutzen Sie konsequent Physiotherapie.
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Führen Sie eine Ergotherapie mit Training alltagsrelevanter Bewegungsabläufe durch (Essen, Trinken, Schreiben usw.).
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Nach Absprache mit Ihrem Arzt können Sie kurzzeitig Ihren Arm mit Kälte behandeln.
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Probieren Sie Sportarten aus, welche die Koordination und Bewegung verbessern: Tai Chi, Qigong, Feldenkrais-Methode.
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Erlernen Sie Entspannungstechniken wie Autogenes Training.
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Setzen Sie Hilfsmittel ein, die Sie im Alltag und auch auf der Arbeit unterstützen können (z. B. Gehhilfen, verdicktes Besteck, Großfeldtastaturen usw.).
Mehr über Wirkung von Sportarten erfahren Sie hier.
Im Laufe der Erkrankung können sich Ihre Symptome verändern. Sowohl in ihrer Ausprägung als auch in der Häufigkeit. Achten Sie auf Veränderungen und sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wenn Sie dies bemerken. Zu einer langsam fortschreitenden Krankheitsverschlechterung kann es beispielsweise kommen, wenn eine schubförmige MS (RRMS) in eine sekundär progrediente MS (SPMS) übergeht. Vielleicht hilft Ihnen unser „Symptom-Check MS“ dabei, Veränderungen im Auge zu behalten.
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Quelle(n):
1 Hoffmann FA, Faiss JH, Schmidt RM, Zettl UK, Köhler W: Multiple Sklerose. Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH; 7. Auflage, 2017.
2 Henze T: Symptome besser erkennen und behandeln. Zuckschwerdt 2013.
3 DGN-Leitlinien: Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose, Stand: Januar 2012, Ergänzung April 2014.
4 Bethke F, Schipper S: Multiple Sklerose ganzheitlich behandeln. Deutscher Medizin Verlag 2010.
5 DMSG Multiple Sklerose Infos (besucht 11/19.)