MS wird zu den Autoimmunerkrankungen gezählt. Es ist für Autoimmunerkrankungen typisch, dass „autoaggressive“ Zellen des Immunsystems körpereigenes Gewebe angreifen und zerstören. Bei MS äußert sich dies als chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS).
Bei MS spielen von Anfang an zwei unterschiedliche Entzündungsprozesse eine Rolle.
Der peripher getriebene Entzündungsprozess
Peripher bedeutet „abseits vom Zentrum, randständig“. Und „peripher getrieben“ heißt bei Multiple Sklerose, dass die Entzündung beziehungsweise die „Entzündungszellen“ aus den Außenbereichen des Gehirns in das ZNS gelangen. Das passiert, weil die Blut-Hirn-Schranke durchlässig geworden ist.
Über die beschädigte Blut-Hirn-Schranke gelangen die „Entzündungszellen“, die sogenannten Lymphozyten, ins ZNS. Dort zerstören sie die Schutzschicht der Nervenfasern, das Myelin. Diese Schädigungen zeigen sich in Form von örtlich begrenzten Entzündungsherden. Diese Entzündungsherde werden fokale Läsionen genannt.
Folge dieser Entzündungsherde für Multiple Sklerose sind typische Krankheitsschübe. In der Magnetresonanztomografie (MRT) lassen sich die Läsionen, die sich vor allem in der weißen Substanz des Gehirns befinden, gut darstellen. Auf dem MRT-Bild sehen diese ein wenig wie einzelne, lokale Brandherde aus.
Der intrinsisch getriebene Entzündungsprozess
Eine weitere Form der Entzündung bei Multiple Sklerose ist der intrinsisch getriebene Entzündungsprozess. Intrinsisch bedeutet „von innen heraus“. Der Begriff beschreibt damit Entzündungsvorgänge, die bei geschlossener Blut-Hirn-Schranke innerhalb des ZNS stattfinden. Die an diesem Prozess beteiligten Entzündungszellen gehören zum angeborenen Immunsystem und befinden sich bereits im Inneren des ZNS. Es handelt sich dabei um Zellen, die als Mikroglia und Astrozyten bezeichnet werden.
Folge sind kleinste Schädigungen, die sich aber im gesamten ZNS verteilen. Man spricht hier auch von „Mikroläsionen“. Vergleichbar ist dies mit einem Schwelbrand, der sich deutlich in einer schleichenden Verschlechterung der Erkrankung zeigt und im MRT nicht sichtbar ist.
Prinzipiell laufen beide Entzündungsprozesse bei Multipler Sklerose von Beginn der Erkrankung an parallel ab. Bei der schubförmig remittierenden MS (RRMS) überwiegen in den ersten Jahren die peripher getriebenen Entzündungsprozesse. Über die Jahre hinweg kann sich dieses Verhältnis jedoch ändern und den schleichenden Übergang von einer RRMS zur sekundär progredienten MS (SPMS) einleiten. Die SPMS ist dann durch eine anhaltende, intrinsisch getriebene Entzündung im ZNS gekennzeichnet. Sie äußert sich vor allem in einer fortschreitenden Verschlechterung der Symptome.
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Quelle(n):
Meuth S, Bopp T. Grundlagen der Multiplen Sklerose und Einsicht in den Ablauf zweier Entzündungsprozesse. CME-Fortbildung, www.cme-point.de, 2019.