Die Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung, die das Zentrale Nervensystem (ZNS), also die Nervenstrukturen in Gehirn und Rückenmark, angreift. Dabei entstehen Nervenschädigungen, die einen Verlust von körperlichen Funktionen oder auch der Gehirnfunktionen nach sich ziehen können. Die Schädigungen sind in der Regel langfristig und können nicht mehr rückgängig gemacht werden.

Mit der sogenannten verlaufsmodifizierenden Therapie soll dem entgegengewirkt werden. Sie ist eine tragende Säule der Behandlung der Erkrankung und wird dauerhaft angewendet. Ziel dieser Therapie ist es, die Häufigkeit und Schwere Ihrer Schübe und mögliche Beeinträchtigungen durch die Krankheit zu mindern. Diese Therapien helfen Ihnen also nicht unmittelbar, Ihre Symptome zu lindern. Vielmehr sind sie eine Art „Investition“ in Ihre Zukunft.
Folgerichtig wäre also, möglichst frühzeitig mit Medikamenten einzugreifen, um von vornherein Schäden vermeiden zu können, die im Verlauf der Erkrankung entstehen. Oder eine Therapie rechtzeitig umzustellen, wenn bisherige Behandlungen nicht mehr ausreichend wirksam sind.
Frühzeitig langfristig denken und rechtzeitig umstellen
Was in der Theorie logisch klingt, wird nun auch zunehmend in wissenschaftlichen Untersuchungen und praktischen Erfahrungen verdeutlicht: Ein früher Einsatz einer verlaufsmodifizierenden Therapie nach Diagnosestellung kann einen dauerhaften Schaden am ZNS vermeiden bzw. verzögern. Ein Immunangriff auf das ZNS kann damit schnell unterbunden und langfristige Schäden, die ohne eine effektive Behandlung entstanden wären, können vermieden werden. Dazu zählen vor allem die Gehirnfunktion und mögliche im Krankheitsverlauf zu erwartende Behinderungen. Dabei ist wichtig zu wissen: Diese langfristigen Schäden können auch dann entstehen, wenn es Ihnen gut geht und Sie keine Symptome haben. Deshalb ist es wichtig, regelmäßig zum Arzt zu gehen, die Krankheitsaktivität zu überwachen und einer Verschlechterung der Multiple Sklerose vorzubeugen.
Darüber hinaus sollte jegliche Krankheitsaktivität, die trotz einer Therapie anhält oder zunimmt, früh erkannt und eine Umstellung der Behandlung rechtzeitig erwogen werden. Dazu zählen Schübe, aktive Entzündungsherde im Gehirn (Läsionen) oder das schnelle Fortschreiten einer Behinderung.
„Windows of Opportunity“ nutzen
In beiden Situationen spricht man von einem „Window of Opportunity“: Immer mehr wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass solche – begrenzten – Zeitfenster existieren, in denen der Einsatz oder auch der Wechsel auf eine andere Therapie in besonderem Maße langfristig vorteilhaft sein kann.Denn ist erst ein Schaden entstanden, ist es schwierig, ihn auszugleichen oder rückgängig zu machen.
Dabei steht in beiden Fällen im Fokus, die Behandlungsergebnisse für Sie als Betroffene/-r zu verbessern. Mit neuen Therapien und weiterentwickelten Strategien zum Management der Erkrankung eröffnen sich hier zudem neue Möglichkeiten.

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