Das Credo bei der MS-Behandlung lautet heute: effektiv und früh behandeln. Im Gegensatz zu früher wartet man nicht mehr ab, bis sich die Symptome verschlimmern, sondern wirkt frühzeitig entgegen. Diese proaktive Herangehensweise hat das Ziel, das Fortschreiten der Erkrankung zu bremsen und Nervenschäden vorzubeugen.
Unsichtbaren Schäden vorbeugen
Multiple Sklerose kann bereits zu Beginn Schäden im Gehirn anrichten, bleibt aber dennoch oft lange unbemerkt. Das liegt zum einen daran, dass im Gehirn keine Schmerzrezeptoren sitzen, die die Schäden wahrnehmen können. Zum anderen kann unser Gehirn bis zu einem gewissen Grad Veränderungen wie MS-Entzündungen kompensieren – das nennt sich medizinisch Plastizitätsreserve oder kognitive Reserve. Diese Reserve geht aber zur Neige, wenn die Entzündungen weiter ungehindert fortschreiten. Dann werden die MS-Schäden sichtbar, beispielsweise in Form von Schüben oder bleibenden Beeinträchtigungen.1 Um den noch unsichtbaren Schäden entgegenzuwirken und im besten Fall vorzubeugen, ist es wichtig, möglichst früh MS-Behandlungsmöglichkeiten abzuwägen und eine Therapie zu beginnen.
Ziel einer MS-Therapie: Schäden vermeiden
Eine MS-Therapie zielt immer darauf ab, langfristige Schäden an den Nervenstrukturen in Gehirn und Rückenmark zu vermeiden. Optimal ist es, wenn Betroffene über einen Zeitraum hinweg die Krankheit nicht bemerken, also
- keine MS-Schübe haben,
- keine fortschreitende Behinderung aufweisen,
- das MRT keine neuen oder vergrößerten Läsionen im ZNS zeigt.
Mediziner*innen bezeichnen diesen Zustand als NEDA-3. Die Abkürzung steht für „No Evidence of Disease Activity“, zu Deutsch „keine Anzeichen einer Krankheitsaktivität“.2 Moderne und hocheffektive MS-Medikamente (hocheffektive Therapien, kurz HET) setzen hier an: Sie können dazu beitragen, die Entzündungen im Gehirn und Rückenmark zu hemmen und so das Fortschreiten der MS zu bremsen. Das Ziel ist, dass Betroffene ein bestmöglich selbstbestimmtes Leben mit Zeit und Energie für Familie, Hobbys und Beruf führen. Dafür ist es nötig, die Krankheit früh und effektiv zu behandeln.
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MS-Behandlungsmethoden: Frühzeitige Intervention im Fokus
Lange Zeit wurde in der Behandlung der Multiplen Sklerose die Eskalationsstrategie verfolgt: Die Therapie begann mit besonders verträglichen, aber auch vergleichsweise schwachen Medikamenten. Erst wenn der MS-Verlauf sich verschlechterte, wurde der Behandlungsplan überarbeitet, und stärkere Wirkstoffe kamen zum Einsatz.
Das klingt zwar sinnvoll, um Betroffene vor unnötigen Nebenwirkungen zu schonen. Allerdings stehen heute für die MS-Therapie auch hocheffektive Therapien (HET) mit verbessertem Sicherheitsprofil zur Verfügung. Diese modernen Therapien sind einer der Gründe, warum sich die Empfehlungen für die MS-Behandlung gerade verändern: weg von der Eskalationsstrategie, hin zur proaktiven Behandlung mit hocheffektiven Medikamenten.
Das Credo lautet nun: Hit hard and early – die MS-Behandlung soll also die MS früh und hart treffen. Denn je früher die medikamentöse Therapie der Multiplen Sklerose beginnt und je effektiver sie den Entzündungen entgegenwirkt, desto besser. Der frühe Einsatz einer hocheffektiven MS-Therapie hat mehrere Ziele:
- Vorbeugung von irreparablen Gewebeschäden
- Weniger jährliche Schübe
- Geringeres Fortschreiten krankheitsbedingter Behinderung innerhalb von zehn bis 15 Jahren
MS-Behandlungsmethoden im Vergleich
Aktuelle Daten zeigen, dass eine frühzeitige Behandlung der MS mit hochwirksamen Medikamenten langfristig zu weniger Schüben und zu einem langsameren Fortschreiten der Behinderungen führt kann als ein späterer Einsatz.
Mit modernen und hocheffektiven MS-Medikamenten lässt sich Multiple Sklerose gut behandeln bei gleichzeitig verbesserter Verträglichkeit. Sprechen Sie mit Ihrem Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, ob eine solche MS-Behandlungsmethode für Sie infrage kommt.
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Quellen:
1 Ksiazek-Winiarek DJ, Szpakowski P, Glabinski A. (2015) Neural Plasticity in Multiple Sclerosis: The Functional and Molecular Background. Neural Plast. 2015:307175. doi:10.1155/2015/307175
2 DGN-Leitlinie: Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose, Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen und MOG-IgG-assoziierten Erkrankungen. Stand: 2023