Neulich habe ich gelesen, dass Frauen sehr viel häufiger von schubförmiger Multipler Sklerose betroffen sind als Männer. Und weil die schubförmige MS vor allem junge Menschen betrifft, war mir schnell klar: Ich bin nicht die Einzige, die sich mit der Frage beschäftigt, ob und unter welchen Voraussetzungen bei MS eine Schwangerschaft möglich ist.
Natürlich habe ich dazu auch viel im Internet recherchiert, habe Studien und Untersuchungen zu diesem Thema gewälzt. Die gute Nachricht ist: MS und Schwangerschaft schließen sich nicht aus. Aus medizinischer Sicht spricht generell nichts dagegen, bei MS eine Schwangerschaft zu planen.
Aber was heißt schon „generell“? Schließlich geht es hier ja um mich, um meine persönliche Situation, um meine Wünsche. Neben all der wissenschaftlichen Theorie würde ich daher gern von meinem Neurologen hören, dass schon alles klappen und während der Schwangerschaft alles gut werden wird.
Es sind derzeit einfach viele gemischte Gedanken zu einem Herzensthema. Ein Thema, das doch eigentlich so einfach sein sollte. Hier die Leichtigkeit zu behalten, fällt mir zwischenzeitlich wirklich schwer. Klar ist es normal, bei einer Frage, die dein Leben nachhaltig verändert, auch einmal nervös zu werden. Deshalb schreibe ich mir meine Gedanken dazu auf, so, wie ich das immer tue.
Manchmal übertragen sich meine Emotionen auf meinen Partner. Doch er schafft es immer wieder, sich und mich zu erden. Er war auch beim Aufklärungsgespräch mit meinem Neurologen dabei. Ich finde es gut und wichtig, dass er seine eigenen Fragen direkt thematisieren kann. Schließlich betrifft uns das Thema beide.
Mit meinem Neurologen ist besprochen: In meinem Fall werden die verlaufsmodulierenden Medikamente ein halbes Jahr vor dem Versuch, schwanger zu werden, abgesetzt – bis zur Stillzeit. Manchmal wird die MS-Therapie erst bei einem positiven Schwangerschaftstest abgesetzt oder sogar in der Schwangerschaft weitergeführt. .
Du fragst dich jetzt vielleicht, was das für dich bedeutet? Für deine persönliche Situation und deine Pläne? Sprich darüber mit deiner behandelnden Ärztin oder deinem behandelnden Arzt. Sie oder er wird gründlich zwischen den Vorteilen und Risiken deines Medikaments abwägen und dir bei der Entscheidung für die Phasen vor, während und nach der Schwangerschaft helfen.
Meine Situation stellt sich im Moment so dar: Für die Zeit der Schwangerschaft möchte ich mir jetzt schon die Daumen drücken. Manche Frauen mit MS erleben einen Krankheitsschub während der Schwangerschaft. Wenn es tatsächlich dazu kommen sollte, bin ich mir über mögliche Konsequenzen bewusst. Darüber habe ich ausführlich mit meinem Neurologen gesprochen.
Dennoch überwiegt der Wunsch nach einem gemeinsamen Kind mit meinem Partner. Zumal eine Schwangerschaft nach den bisherigen Erkenntnissen keinen negativen Einfluss auf die Krankheit hat. Die MS erhöht auch nicht das Risiko für Komplikationen in der Schwangerschaft. Auch wenn Schübe weiterhin möglich sind, nimmt insgesamt die Schubrate während der Schwangerschaft ab.
Es scheint sogar, dass die Schwangerschaft etwas Schutz vor neuen Schüben bieten kann. Die Mehrheit der Schwangeren mit MS fühlt sich während dieser Zeit wohl und leistungsfähig.
Ich möchte betonen, dass jeder MS-Verlauf unterschiedlich ist. Und dass es daher umso wichtiger ist, offen mit Bedenken oder Ängsten umzugehen und daraus die Themen zu identifizieren, die intensiver besprochen werden sollten. Aber mit Planung und Vorausdenken ist es für viele Frauen mit MS möglich, den Kinderwunsch wahr werden zu lassen.
Mehr zum Thema Familienplanung bei MS erfährst du in diesem interessanten Interview mit Expertin Prof. Hellwig.