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Zu mir sagte einmal jemand: „Ach, wenn man behindert ist, dann wird ja eh alles für einen bezahlt.“ Das stimmt so natürlich nicht. In diesem Beitrag erzähle ich euch von meinen Erfahrungen mit dem Beantragen von Hilfen – und warum es sich lohnt, sich damit auseinanderzusetzen, nachzuhaken und dranzubleiben …

Mit den zunehmenden Einschränkungen kamen Fragen nach der Zukunft auf

Als bei mir wegen der MS die körperlichen Einschränkungen zunahmen, machte ich mir größere Sorgen. Ich stellte mir Fragen wie: Werde ich noch lange berufstätig sein können? Kann ich die Mehrkosten stemmen, die die chronische Erkrankung mit sich bringt? Und werde ich meine fünfköpfige Familie weiterhin finanziell versorgen können? 

Mein Alltag wurde durch die Einschränkungen immer herausfordernder. Zum Glück habe ich seit jeher ein gutes Verhältnis zu meinem Neurologen. Von ihm bekam ich nicht nur medizinischen Rat, er erkundigte sich immer wieder auch nach meinem Alltag und gab gute Tipps. Zum Beispiel hat er mich darüber aufgeklärt, auf welche Hilfen ich Anspruch habe und wo ich diese beantragen kann.  

Der Schwerbehindertenausweis: Er macht im Alltag so manches leichter

Eines der ersten Dinge, die ich beantragt habe, war der Schwerbehindertenausweis. Den Antrag muss man beim zuständigen Versorgungsamt stellen. Eine Schwerbehinderung liegt vor, wenn im Rahmen einer ärztlichen Begutachtung ein Grad der Behinderung (GdB) von mindestens 50 festgestellt wird. Mit dem Schwerbehindertenausweis konnte ich steuerliche Vergünstigungen geltend machen, außerdem hatte ich damit Anspruch auf fünf zusätzliche Urlaubstage im Jahr.  

Nach zwei Jahren, als meine Einschränkungen zugenommen hatten, habe ich den Schwerbehindertenausweis neu beantragt und sogar Merkzeichen eingetragen bekommen. Was diese Merkzeichen sind, könnt ihr auf dieser Seite bei msundich.de nachlesen.  

Zitat von Ricky: Mit dem neuen Ausweis durfte ich auf gekennzeichneten Behindertenparkplätzen parken. Das hat mein Alltagsleben leichter gemacht.

Umbau von Auto und Bad: Finanzielle Hilfen entlasten auch das Sorgenkonto 

Mit den zunehmenden Einschränkungen kam irgendwann die Frage nach dem Autofahren auf. Letztlich musste ich ein neues Fahrzeug kaufen und dieses dann auf ein manuelles Gas- und Bremssystem umbauen lassen. Falls euch dieses Thema näher interessiert: Dazu habe ich einen eigenen Bericht geschrieben. Darin schildere ich, wie das Ganze abgelaufen ist und welche finanziellen Hilfen ich bekommen habe.  

Eine weitere Unterstützung, die ich beantragt und erhalten habe, war der Zuschuss für wohnraumverändernde Maßnahmen, wie es im Behördendeutsch heißt. Aufgrund meiner zunehmenden Einschränkungen hatte ich mich entschieden, unser Bad barrierefrei umbauen zu lassen.  

Ich habe dafür einfach bei der Krankenkasse den Zuschuss beantragt und ihn nach Vorlage der Rechnung auch recht unkompliziert erhalten. Natürlich hat das nicht die kompletten Umbaukosten abgedeckt – aber ein Zuschuss ist doch auch etwas, oder?  

Finanzielle Hilfen sind wichtig, aber andere Unterstützung kann ebenfalls viel ausmachen 

Mein Neurologe hatte mir immer wieder eine neurologische Reha ans Herz gelegt. Aber als Vater von drei Kindern und Vollzeitberufstätiger konnte ich mich dazu nur schwer entscheiden. 2021 bin ich dann doch auf Reha gegangen, für knapp vier Wochen. In meinem Fall hat die Deutsche Rentenversicherung die Kosten übernommen. Ich konnte in dieser Zeit wirklich konzentriert an meinem Körper arbeiten und sogar etwas Kraft und Mobilität aufbauen.  

Zitat von Ricky: Eine Reha würde ich jedem Menschen mit MS empfehlen.

Mindestens genauso wichtig wie eine Reha sind die Hilfsmittel für den Alltag. Die beantrage ich immer über die Krankenkasse. Für die grundlegenden Hilfen wie Rollator oder Rollstuhl hat das über ein ärztliches Rezept immer unproblematisch funktioniert. Wenn man aber „Extrawünsche“ hat, kann es knifflig werden.  

Ich habe zum Beispiel versucht, ein Handbike über die Kasse zu beantragen. Das ist ein Fahrrad, das mit den Händen und Armen angetrieben wird. Der Antrag wird gerade bearbeitet. Mal sehen, ob es klappt. Ich bleibe jedenfalls zuversichtlich. 

Einfach machen, lautet meine Devise: Nur wer wagt, kann gewinnen! 

Vor Kurzem habe ich bei der Rentenversicherung eine Teilerwerbsminderungsrente beantragt. Auch hier stammte der Hinweis von meinem Neurologen. Klar, es ist ein gewisser Aufwand, alle geforderten Papiere einzureichen. Dokumente nachreichen, Widerspruch einlegen und so weiter – dafür braucht es manchmal einen langen Atem. Aber wenn der Antrag dann bewilligt wird, war es die Arbeit wert.   

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass es etliche Möglichkeiten gibt, Unterstützung zu bekommen. Auch wenn es hin und wieder Zeit in Anspruch nimmt, sollte man positiv bleiben. Es lohnt sich, Anträge auszufüllen und bürokratische Hürden zu überwinden. Dazu will ich euch ermutigen, denn: Nur wer wagt, kann gewinnen!